Zu
Absicht und Anlage des Buches
Kriminalität,
Sicherheit im öffentlichen Raum, Verfolgung von ausländischen
Mitbürgern usw. sind Themen, die einen nachhaltigen Einfluss
auf die Politikgestaltung ausüben. Zwar erreichen diese
Formen von Alltagsgewalt in den meisten europäischen
Ländern nicht bürgerkriegsähnliche Zustände,
aber ein hoher Gewaltpegel im Alltag ist in jedem Fall ein
Indiz für die Kriegsbereitschaft einer Gesellschaft bzw.
für ihre zu gering ausgeprägte Fähigkeit, Konflikte
konstruktiv zu bearbeiten. Immer wieder erschrecken uns Berichte
über tödliche Familiendramen, Gewalt gegen Frauen
und Kinder, sexuellen Missbrauch und unfassliche Brutalität
- manchmal auch von Exekutivbeamten. Über die vielfältigen
Versuche, Abhilfe zu schaffen - und über die eigenen
Möglichkeiten dabei - erfahren wir indessen aus den Medien
sehr viel weniger. An dieser Stelle setzen das vorliegende
Buch und die ihm zugrunde liegende Ausstellung an. Buch und
CD-ROM dokumentieren den Bestand einer Ausstellung im Burgenland,
Österreich, nahe der ungarischen Grenze, die wegen ihrer
geografischen Lage für viele Menschen nur mit einigem
Aufwand erreichbar ist. Sie sollen Lust machen, diesen Aufwand
- z.B. einen kleinen Umweg bei einer Reise in den Süden
- nicht zu scheuen, denn keine Dokumentation kann das Erlebnis
der Originale in ihrem besonderen Ambiente ersetzen.
Zugleich
aber soll das Buch wesentliche Erkenntnisse, die mit der Ausstellung
transportiert werden oder bei deren Entwicklung entstanden
sind, einem größeren Personenkreis zugänglich
machen. Nach einem Überblick und der Darlegung der inhaltlichen
und didaktischen Überlegungen beschreibt es - darin einem
Katalog gleich - jedes einzelne Objekt im Detail und gibt
sämtliche Texttafeln wieder. Mittels der beigefügten
CD-ROM kann man zusätzlich durch große Teile der
Ausstellung auf dem Bildschirm gewissermaßen hindurch
schlendern, wobei dreidimensionale Objekte naturgemäß
hie und da in andere Formen übersetzt werden mussten.
Außerdem erfährt man jeweils am Ende der drei Raumbeschreibungen
etwas über den Prozess der Ausstellungskonzipierung -
in der Form, dass auch letztlich verworfene Alternativen sowie
Bausteine beschrieben werden, die aus Platz-, Zeit- oder Geldmangel
nicht realisiert werden konnten.
Trotz
der doppelten Präsentation in Form von Buch & CD
war eine vollständige Wiedergabe aller Inhalte der Ausstellung
nicht möglich: Der Speicherplatz auf der CD-ROM hätte
nicht ausgereicht, um alle Hörbeispiele und Spiele wiederzugeben,
die der "Abwertungstisch" - die aufwendigste Installation
der Ausstellung - bietet (vgl. S. 63 Baustein 36 und die Beschreibung
der Spielabläufe S. 87 - 94). Auch das Buch hätte
einen nicht vertretbaren Umfang angenommen, wenn alle Szenen,
Interviews und sonstigen Inhalte im "Inneren" der
Installationen vollständig dokumentiert worden wären.
Bis auf den Abwertungstisch, der nur mit einem von sechs Spielen
vertreten ist, dokumentiert die CD aber sämtliche Hörexponate
(einschließlich der Musik im "Vorraum", vgl.
S. 28) und auch alle kürzeren und längeren exemplarischen
Geschichten. Umgekehrt gibt es für die Vitrinen der Ausstellung
und das Holzkreuz zur Erinnerung an die Gewaltopfer des Verkehrs
auf der CD keine Entsprechung (Bausteine 4, 6, 10, 17 und
34). Die Zeitung "goodnews" (Baustein Nr. 23, siehe
S. 42) wird aus Kostengründen nicht im Buch, sondern
nur auf der CD wiedergegeben; sie liegt aber den Versand-Exemplaren
bei und kann darüber hinaus - auch in größerer
Stückzahl - gegen eine Schutzgebühr angefordert
werden (vgl. S. 43). Die CD enthält außerdem bei
der Station "Anfänge der Gewalt: Gefühle unterdrücken"
sogar zwei aus unserer Sicht wesentliche Ergänzungen,
für die in der Ausstellung kein Platz mehr vorhanden
war. (Die Texte dieser neuen Teile sind auch im Buch S. 70
-74 nachzulesen.)
Am
Anfang des Buches gibt es einen Überblick über den
Kontext der Ausstellung "Wege aus der Alltagsgewalt",
d.h. über das "Europäische Museum für
Frieden", und am Ende für diejenigen LeserInnen,
die vergleichbare Ausstellungsprojekte planen, einige Hinweise
auf "essentials", die in solchen Projekten beachtet
werden sollten - sofern nicht bewusst eine ganz andere Richtung
oder eine ganz andere Ausstellungsdidaktik angesteuert wird.
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